Ich möchte euch an einigen Erfahrungen meiner Reise mit der Flake teilhaben lassen. Es sind Momentaufnahmen die nur einen kleinen Einblick in eine andere Welt offenbaren, eine die immer noch viel zu wenige Menschen bereit sind zu betreten, sei es aus Unsicherheit oder einfache Unwissenheit darüber das eine andere Welt lebbar ist.

Auf dem Move Utopia sah ich eine junge Frau die etwas scheu aber doch interessiert das rege Gewusel an der Flake beobachtete. Sie weckte mein Interesse denn jenes Verhalten war mir bereits aus zahlreichen Begegnungen bekannt, doch noch ehe ich auf sie zugehen konnte, um ihr den Einstieg in die Flake zu erleichtern, zog sie auch schon wieder weiter. Die Ausstrahlung die von der Flake ausging hatte jedoch bereits ihren Zauber gewirkt und so kam sie einige Stunden später wieder. Diesmal ging ich sogleich auf sie zu um mit ihr zu sprechen, ich war mir gewiss, sie gehört zu jenen Menschen in denen es eine Flamme zu entzünden galt.

Mit einem verschmitzten lächeln fragte sie was es nun mit diesen “hängenden Lacken” auf sich hatte und ich begann ihr sogleich euphorisch den Grundgedanken und die Möglichkeiten zu erklären die sich hinter dieser Idee verbargen. Ich erzählte vom Teilen und dem Unterschied zum Tauschen. Dem Bewusst werden der eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten, was für Möglichkeiten sich in jener Reflektion verbergen, dass kennenlernen des eigenen selbst zum Beispiel. Außerdem, welch eine Art der Begegnung dadurch ermöglicht wird, eine tiefe, authentische und ehrlich-herzliche! Darin Steckt soviel mehr an Qualitäten die ich leben und erleben möchte als in unseren gewohnten „Handelsbeziehungen”.

Sie ließ sich von meiner Euphorie anstecken und ihre Augen begannen mit jedem Beispiel zusehends zu strahlen. Sie erkannte in jenem Moment wie viel fälschliches bisher in ihrem Handeln und Sprechen lag durch Schulddenken & Erwartungshaltungen die damit verbunden waren und das dies sich nun ändern könnte und würde. Richtig enthusiastisch wurde sie als sie bemerkte das sie die Flake ja ganz einfach adaptieren könne und genau dies nahm sie sich dann auch vor.

Ein Paar Wochen darauf traf ich auf der “Und Jetzt?!” wieder auf sie und kam mit ihr natürlich gleich ins Gespräch und wir erzählten einander was sich seit unseren letzten treffen so getan hatte. Ich erzählte von unzähligen tollen Erfahrungen die ich auf meiner Odyssee des Teilens erleben durfte und auch bei ihr hatte sich sehr viel getan. Es stellte sich heraus das sie eine eigene Flake in einem Hausprojekt in Leipzig integriert hatte und sie erzählte mit leuchtenden Augen was für schöne Erfahrungen sie dadurch gewinnen konnte. Auch erzählte sie mir, dass sie hierdurch mehr denn je über sich selbst erfahren habe und bereits einiges in ihrem Leben geändert hatte so habe sie zum Beispiel dinge verworfen die ihrem innersten widersprachen, wie ihren Job. Andere unbefriedigte Bedürfnisse wie Nähe und Begegnung pflegte sie nun hingegen mehr denn je.

Es ist eben ein intensiver Prozess sich seiner ganz eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten Bewusst zu werden. Es war eine schöne Erfahrung zu sehen wie sich eine Idee wie von selbst weiterentwickelt und von alleine durch authentisch gelebte Begeisterung Verbreitung findet.

Eine unglaublich tolle Erfahrung und Reflektion fand ich ebenso auf dem Bundestreffen der Freien Alternativschulen. Ich kam mit einigen Schülern der oberen Stufen ins Gespräch über das Teilen von Fähigkeiten und Ressourcen. Interessanterweise gab es keine Überzeugungsarbeit zu leisten denn sie behandelten das Thema mit einer Selbstverständlichkeit die mir Kurzzeitig das Gefühl gab ich sei ein merkwürdiger Kauz. Da ich selbst bei all meiner Begeisterung für das Thema es noch als großes Experimentierfeld betrachte in dem ich mich immer wieder neu probieren darf, verschlug es mir fast die Sprache da diese Jungen Erwachsenen, dass was ich anstrebe zumindest im miteinander bereits wirklich lebten. Eine Kultur die mir in Regelschulen noch kaum außer in Ansätzen begegnete. Ich glaube das Kinder von Natur aus eher Teilen als Handeln, dass sie dies in Alternativschulen auch weniger verlernen und erst mit zunehmenden Alter mit Eintritt in die Berufswelt verlernen oder zumindest verdrängen.

Auch außergewöhnlich und Freude bringend empfand ich die Erfahrung mit im Leben gestandenen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen und ihnen die Idee des Teilens abseits von Tauschen und Handeln nahe zu bringen und wie diese daraufhin immer wieder ein funkeln in den Augen bekamen welches mir sonst nur aus Kinderaugen entgegen blickt. Es war eine kindliche Begeisterung die dahinter stand, es war eine neue Perspektive auf ihr Handeln und nicht wenige zeigten, dass sie große Freude daran hätten in Zukunft das Teilen mehr zu zelebrieren. Sie verstanden welch Freude es verbreitet und das sie diese miterleben können und so selbst weiteres Glück erfahren dürfen. Diesen Paradigmenwechsel herbeizuführen ist für mich unglaublich Wertvoll. Es ist wie ein Kind zu beobachten das gerade etwas neues, wundervolles gelernt hat und sich so eine völlig neue Welt für dieses eröffnet die es zu bespielen gilt. Dieses bespielen trägt die Botschaft hinaus in die Welt.

Hoffnung geben mir indessen unter anderem die unzähligen Gespräche in denen man sich bald einig wurde das für einen Wandel in der Welt zwar ein neues Finanzmodell von Nöten ist doch abseits dessen auch viele andere Wege zeitgleich gefahren werden sollten wie Komplementär- & Regionalwährungen, Tauschbörsen und Zeitkonten. Doch eben vor allem das Teilen und Commons sollten gefördert werden da diese in all unseren Überlegungen bisher zu wenig Beachtung bekommen und wenn dann meist nur unter dem Namen Sharing Economy welches kaum etwas mit Teilen gemein hat. Es löst Hoffnung aus sich eine Welt vorzustellen in der wir zuerst Teilen und erst darauf folgend Tauschen und Handeln. Eine Welt in der mehr als genug für alle da ist, eine Welt die schon heute möglich ist. Die Utopie.

Alles erdenklich Liebe,

…Dennis für die Flake-Crew

2021-07-11T13:23:49+02:00

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